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XX IV. VERKEHR MIT ORIENTALEN. IV. Verkehr mit Orientalen.

Wie in Italien und Spanien hält auch im Orient das Volk den
Vergnügungsreisenden für einen Menschen von ungemessenem
Reichtum. In der Hoffnung auf raschen mühelosen Gewinn drängen
sich daher namentlich an Orten mit stärkerem Fremdenverkehr
Leute aller Art, Führer, Dolmetscher, Hausierer, Kutscher, Esel-
treiber
u. dgl. an den Fremden heran. Auch die Zahl der Bettler,
Erwachsener wie Kinder, ist außerordentlich groß. Der Fremde
vermeide es im eigenen Interesse, Leuten, die ihm keinerlei Dienste
geleistet haben, Geld zu schenken; Almosen verabreiche man
höchstens an Greise oder Krüppel, niemals an Kinder. Geld unter
die Leute zu werfen, bloß um sich der darauf folgenden Balgerei zu
erfreuen, ist eine Verhöhnung der Armut, deren sich niemand
schuldig machen sollte.

Daß man bei besonderen Dienstleistungen außer dem Lohn
ein Trinkgeld gibt, ist wie bei uns selbstverständlich; man sei
daher bei jedem Ausgang reichlich mit kleiner Münze versehen.
Über die Höhe der Trinkgelder enthält unser Buch überall die
nötigen Andeutungen. Bescheidene Reisende geben weniger; wer
anspruchsvoll auftritt, erregt größere Hoffnungen. Im übrigen wäre
es verkehrt, den mit dem steigenden Fremdenverkehr fortwährend
wachsenden Forderungen der Leute nachzugeben. Sie werden um
so unverschämter, je freigebiger man sich zeigt. Man akkordiere
stets genau, zahle nie, bevor alle Dienste geleistet sind und lasse
alle weiteren Betteleien mit einer Gleichgültigkeit unbeachtet, als
ob man mit den Leuten nie zu tun gehabt hätte.

Zuviel Mißtrauen verbittert die Reise. Man vergesse nicht, daß
man es mit Menschen zu tun hat, die in mancher Beziehung völlige
Kinder sind. Bei den Verhandlungen läßt sich mangelnde Sprach-
kenntnis
, wie in Italien, durch Fingerzeichen ersetzen. Über-
forderungen
wird man nie entgehen. Es handelt sich aber in der
Regel um kleine Beträge, deren Verlust man niedriger einschätzen
wird, als die auf Reisen ganz unbezahlbare gute Laune. Bei größeren
Summen gebe man die Entscheidung stets der Polizei oder dem
Konsul anheim.

Durch die unendlichen Freundschaftsbezeugungen, mit denen
man gelegentlich überschüttet wird, lasse man sich niemals täu-
schen
. Vertraulichkeit ist nirgends am Platze. Echte Freundschaft
ist im Orient selten, Uneigennützigkeit gibt es kaum. Dem Europäer
gegenüber halten die Leute alle zusammen. Insbesondere gilt die
Religion als Partei; die arabische Anrede achû (mein Bruder)
unter Glaubensgenossen ist mehr als eine bloße Phrase.

Wer mit den Eingeborenen umzugehen versteht, wird oft über
die angeborene Würde ihres Benehmens erstaunen. Um so weniger